DC-Comic-Kritik: Aquaman 2: Unaufhaltsam/Deathstroke 2: Mit stählernen Fäusten

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Aquaman

Wer die Comic-Kritiken zu Aquaman 1:Der Untergang respektive Deathstroke 1: Der Profi nachholen will, wird hier beziehungsweise hier fündig. Selbstredend muss in diesem Beitrag auf das bisherige Geschehen eingegangen werden, über Gebühr gespoilert wird allerdings – wie gewohnt – nicht.

Aquaman 2: Unaufhaltsam

Inhalt

Der König von Atlantis gegen die USA! So oder so ähnlich könnte man die vertrackte Situation beschreiben, mit der Band 1 der neuen Reihe rund um den Dreizackschwinger geendet hat.

Dieser und Mera, die ihren künftigen Ehemann befreit hat, stehen nämlich dem Militär und wenig später auch Superman gegenüber, weshalb die Frage gestellt werden darf, ob die von Arthur von Anfang an als alternativlos dargestellte diplomatische Lösung dieses Konflikts überhaupt noch möglich ist.

Auch wenn es für die sich gegenüberstehenden Parteien aktuell noch schwer vorstellbar scheint, schon bald könnte sie ein wesentlich größeres Problem beschäftigen: Fernab von diesem Ereignis plant nämlich bereits Black Manta seine nächsten Schritte…

Wer sagt, dass Gutes nicht gut bleiben kann?

Es ist schon beachtlich: Geoff Johns, bekanntlich ein Freund von Herausforderungen, wurde anfangs belächelt, als er sich des Helden annahm, der Lesern und Kritikern bis dato bestenfalls egal war. Später hingegen sorgte DCs langjähriges Mastermind nicht nur für lächelnde, sondern sogar für reihenweise strahlende Gesichter, nachdem auch der Letzte erkannt hatte, wie gut sein Aquaman-Run geworden war.

Wer bei dem letzten Panel dieses Paperbacks angelangt ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dem Schluss kommen, dass Dan Abnett ebenso überzeugend zu erzählen vermag. Denn das, was der Käufer geboten bekommt, ist nie platt. Man wird beispielsweise nie das Gefühl los, dass der Brite seine Geschichten stets vom Ende her denkt. In einer Industrie, in der es zwar stets heißt, dass man seinen Anhängern anspruchsvolle und komplexe Storys, die in sich stimmig und innerhalb des eigenen Universums schlüssig sein sollen, bieten möchte, ist genau das bekanntermaßen aufgrund einiger - in Anlehnung an König Fußball -"Mechanismen des Geschäfts" oftmals nicht unproblematisch.

Crossovers, Relaunches und die Einstellung bestimmter Heftserien schweben häufig wie Damoklesschwerter über den inhaltlich Verantwortlichen. Fairerweise muss man an dieser Stelle jedoch anführen, dass DC sich in Sachen Neustarts im Vergleich zu seinem großen Mitbewerber zuletzt deutlich zurückgehalten und es auch mit Events nicht übertrieben hat. Und das wiederum zeigt sich dann eben auch in der Art, wie man ein Superheldenabenteuer erzählt.

Für Abnett bedeutet dieses "Wie" ganz offensichtlich, so wenig Althergebrachtes wie möglich in die Handlung zu integrieren. Dies funktioniert aber vermutlich nur, wenn man den großen Bogen nie aus den Augen verliert. Die politische Dimension, die er wie wenige vor ihm in das Zentrum seiner Aquaman-Saga stellt, eignet sich ideal als Fundament, auf dem ein durchdachtes Plot-Gebäude entstehen kann. Dabei erliegt er auch nicht der Versuchung, zu viele Baustellen gleichzeitig zu eröffnen, sondern beschränkt sich auf einige wenige Handlungsstränge, die er mit viel Liebe zum Detail ausarbeitet und sich im exakt richtigen Moment berühren lässt.

Vordergründig dreht sich alles noch um die Auseinandersetzung zwischen Atlantern und Menschen, die durch das Eingreifen Supermans noch einmal eine völlig neue Dynamik erhält. Die wesentlich interessanteren Entwicklungen wurden allerdings schon im ersten Band (direkt oder indirekt) von Black Manta angestoßen. Nun erhält der Rezipient diesmal zugegebenermaßen ein paar Hintergrundinformation, jedoch nicht genug, um mit absoluter Gewissheit die nächsten Schritte des Superschurken voraussagen zu können. Das aber, was man erfährt, genügt, um sich schon auf den wie auch immer gearteten Showdown zwischen ihm und dem König von Atlantis zu freuen. So gesehen befindet man sich als Leser also bereits mitten in einer sehr packenden Geschehen, bekommt allerdings gleichzeitig mit, dass das mutmaßlich noch interessantere schon seine Schatten vorauswirft. Beste Voraussetzungen zum Weiterlesen also!

Deathstroke

Deathstroke 2: Mit stählernen Fäusten

Inhalt

Wer eine solche Familie hat, braucht keine Feinde. Diese leichte Sprichwortabwandlung wäre zweifelsohne ein möglicher Titel für diesen Paperback gewesen, denn dem geneigten Fan und Slade Wilson selbst wird an dieser Stelle erneut eindrucksvoll vor Augen geführt, dass man sich lieber nicht mit dessen Kindern anlegen sollte.

Sein Sohn will nämlich endlich aus dem Schatten seines Vaters heraustreten und lässt sich dafür eine Menge einfallen…PS: Batman taucht ebenfalls auf.

Es bleibt dabei: Alles anders macht der Priest

Schon die Handlung des ersten Deathstroke-Trades aus der Rebirth-Ära unterschied sich deutlich von denen der anderen Titel aus dem Hause DC. Anders zu sein an sich ist jedoch weder ein Qualitätskriterium noch der Grund, weshalb man etwas direkt ablehnen sollte – schließlich weiß man zunächst gar nicht, inwiefern man in dem konkret vorliegenden Fall von "anders“ sprechen kann. In Bezug auf die neuen Antihelden-Abenteuer aus der Feder von Christopher Priest lohnt es sich aber definitiv, diesen Begriff mit Inhalt zu füllen und so herzuleiten, warum es durchaus legitim ist, in ihm hier eine Art Gütesiegel zu sehen.

Denn was anfangs nach einem reinen Action-Feuerwerk aussieht, entpuppt sich plötzlich als komplexes Familien-Drama, das sicher nicht jedem zusagen wird – eine weitere Stärke des Titels respektive dieses Runs ganz allgemein. Es wird spürbar keine Rücksicht darauf genommen, ob jeder jederzeit dem Handlungsverlauf folgen kann, was dazu führt, dass man selbst als Comic-Liebhaber gelegentlich zurückblättern oder kurz innehalten muss, um all die Eindrücke zu ordnen. Priest fordert seine Leserschaft regelrecht heraus und macht es sich zunutze, dass das Slade-Wilson-Universum bislang nicht zu den erforschtesten im DC-Kosmos gehört.

Ob nun Deathstrokes Kinder, deren Mutter oder alte Weggefährten, sie alle gehören nicht zu den bekanntesten Köpfen des Verlagsportfolios, was durchaus bedauerlich ist, da sie alle einen für Antihelden typischen Wesenszug auf sich vereinen: Undurchschaubarkeit. Und mit dieser spielt der Autor im Prinzip bereits seit Band 1, und es steht zu vermuten, dass er damit auch nicht einfach aufhören wird. Insbesondere Sohn und Tochter haben tolle, allerdings eben auch nicht unbedingt alltägliche Momente miteinander - und mit ihrem Vater sowieso. Wer liebt hier eigentlich wen, wer hat für wen nur noch Verachtung übrig und warum und wieso könnte am Ende doch alles ganz anders sein? Diese Fragen sind es, auf die man Antworten finden will, und der inhaltlich Verantwortliche tut viel dafür, um sie möglichst lange offenzuhalten, was in einer Welt des oftmals viel zu Offenkundigen eine echte Wohltat ist.

Fazit

Manchmal ist es wirklich leicht, Empfehlungen auszusprechen: Aquaman 2: Unaufhaltsam und Deathstroke 2: Mit stählernen Fäusten beweisen, dass Dan Abnett und Christopher Priest stets eine klare Idee davon hatten, wie sie zwei Charaktere, die viel zu lange ein Schattendasein fristeten, auf originelle Weise die Anerkennung zuteilwerden lassen werden wollten, die sie längst verdient hatten.

Dass sich Arthur Curry mittlerweile anschickt, zur Trinity und dem nicht grundlos zu dem Halloweenkostüm der letzten Jahr avancierten Charakter schlechthin (Harley Quinn) in Sachen Popularität aufzuschließen, ist deshalb nicht wirklich verwunderlich.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© DC Comics

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