Stirb langsam 4.0

Originaltitel: 
Live Free or Die Hard
Land: 
USA
Laufzeit: 
128 min
Regie: 
Len Wiseman
Drehbuch: 
Mark Bomback, Doug Richardson
Darsteller: 
Bruce Willis, Timothy Olyphant, Justin Long, Maggie Q, Cliff Curtis, Mary Elizabeth Winstead, Kevin Smith
Kinostart: 
27.06.07

Es ist der Beginn des verlängerten Wochenendes zum 04. Juli. Der New Yorker Polizist John McClane hatte gerade wieder eine Auseinandersetzung mit seiner Tochter Lucy. Mitten in der Nacht erhält er einen Routinejob: Er soll den jungen Hacker Matt Farrell für ein Verhör zum FBI bringen. Aber bei McClane driftet das Normale häufig ins Außergewöhnliche ab – und er gerät mal wieder zur falschen Zeit an den falschen Ort. Anhand eines dreistufigen Plans wollen Internet-Terroristen unter der Führung von Thomas Gabriel die USA in die Knie zwingen. Zuerst wird die Verkehrsinfrastruktur lahm gelegt, dann hacken sie sich ins Finanzsystem, bis mit dem Abschalten der Strom- und Wasserversorgung das komplette Chaos ausbricht...


Filmkritik:
von Marco Moroni (für SF-Radio.net)

Voll auf die Schweinebacke!

John McLane ist zurück und mit ihm der mittlerweile vierte Teil der legendären Actionfilmreihe. Insgesamt 12 Jahre hat es gedauert, das McLane und Konsorten auf der Leinwand langsam gestorben sind. Solange liegt nämlich der dritte Teil der Reihe zurück, der an sich nicht schlecht war, aber nie wirklich als würdigen Abschluss des Franchise betrachtet wurde. Umso schöner ist es, das man sich nach langem Warten nun endlich einen rundum gelungenen Film betrachten kann, der die Orginalität des ersten Teils mit der spektakulären Action des dritten Films perfekt miteinander zu verbinden mag.

Dabei ist es vor allen Dingen Bruce Willis zu verdanken, das Stirb langsam 4.0 nicht zu einem Rohrkrepierer geworden ist. Seine Darstellung des inzwischen glatzköpfigen und sichtlich ermüdeten John McLane ist rundum gelungen. Er ist der Star des Films und praktisch in jeder Szene präsent. Dabei kommt der manchmal benötigte Funken Selbstironie keineswegs zu kurz und die von Casterin Deborah Aquila zusammengestellte übrige Besetzung ist in dieser Hinsicht eine perfekte Ergänzung zum traditionalistischen Ansatz des Films. Allein die Szenen mit Justin Long (der diesmal weiße Sidekick von McLane) oder der Auftritt von Kultregisseur Kevin Smith (Clerks II, Dogma) sind ein schöner Verweis darauf, das die Action zwar im neuen Jahrhundert angekommen ist, das Denken und Handeln von McLane aber eher in den 90er haften geblieben ist. Das zeigt sich besonders in den Momenten, wenn es um Computer und die damt verbundenen technischen Möglichkeiten geht, was einem eher klassisch gehaltenen Typen wie McLane erstmal verständnislos dreinblicken lässt.

Das dieser Umstand aber nicht in peinlichen Momenten ausartet, liegt an der schlicht gehaltenen Charakteristik dieser Figur, die von Bruce Willis mit viel Charme und Selbstironie dargestellt wird. Man merkt auch schnell, das der in Idar-Oberstein geborene Willis mit dem nötigen Funken Spass bei der Sache dabei ist und die Rolle des abgehalfterten Cops exzellent ausfüllt. Das erinnert zu seinen besten Zeiten an McLanes ersten Einsatz und von den Onlinern her an den dritten Film der Reihe. Die Action ist dabei wieder so gehalten, das man entweder laut aufjubeln möchte oder sich bestürzend fragt, ob das ein oder andere nicht doch etwas zu übertrieben ist. Aber in dieser Hinsicht verlangt der Film auch keineswegs Realismus... sondern eher Funktionalismus. Wer das Ganze mit dem unnötigen Verständnis an Ernsthaftigkeit sieht, ist definitiv Fehl am Platze. Stirb langsam 4.0 ist eine einzig große Matrialschlacht, bei der eine haarsträubende Szene die Nächste jagt und wo eigentlich kaum Zeit zum Luft holen bleibt. Das dabei manchmal die Logik außer Acht gelassen wird, versteht sich beinahe von selbst und die Story dient letztendlich auch nur als Plattform für gewaltige Zerstörungsorgien und coole Sprüche. Das man aber über diesen Umstand gerne hinweg sieht, liegt einfach daran, das er Film einfach Spass macht und man von der fesselnden Action geradezu umgehauen wird. Und das ist es, was man letztendlich von so einem Streifen zu erwarten hat und in Stirb langsam 4.0 auch in ausreichender Dosis serviert bekommt.

Natürlich braucht es auch auch Schauspieler, die dem Ganzen das gewisse Etwas geben. Sicherlich spielt hier keiner oscarverdächtig und die meisten im Film auftauchenden Charaktere dienen nur als Kanonenfutter für die Hauptfigur. Trotzdem sind die Leistungen an sich allesamt solide und in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung für das Gesamtbild.

Dabei stechen besonders Justin Long (Jeepers Creepers, Trennung mit Hindernissen)) und Timothy Olyphant hervor. Ersterer hält die Tradition aufrecht und spielt mit Matt Farrell den neuen Sidekick von McLane. Dabei ergänzen sich die beiden Mimen ganz wunderbar und geben den Film ein paar sehr witzige Momente. Timothy Olyphant, der in der kommende Viedeospielverfilmung Hitman die Titelrolle spielt, präsentiert sich in der Rolle des Thomas Gabriel als neuer Bösewicht der Reihe. Es versteht sich von selbst, das Olyphant zu keiner Zeit an dem Podest rüttelt, das von Alan Rickman seit dem ersten Teil konsequent verteidigt wird.. Und auch im Vergleich zu William Sadler (Stirb langsam 2) und Jeremy Irons (Stirb langsam – Jetzt erst recht) zieht Olyphant den Kürzeren. Nichtsdestotrotz macht er einen guten Job und ist für sich genommen ein ganz passabler Gegner für John McLane.

Die restlichen Schauspieler müssen sich mit klischeehaften Rollen vergnügen, die allesamt entweder nur als Stichwortgeber herhalten müssen oder nur als nettes Beiwerk dienen. Maggie Q (Mission: Impossible III, Naked Weapon) ist dabei optisch einwandfrei und schauspielerisch konnte sie auch schon auf sich aufmerksam machen. In Stirb Langsam 4.0 spielt sie Mai Lihn, eine eiskalte Mörderin und zugleich Geliebte des Oberschurken, die zusammen mit Bruce Willis einer der beeindruckendsten Actionszenen im Film absolvieren darf. Leider sind ihre Auftritte eher kurz gehalten und letztendlich ist der von ihr verkörperte Charakter in die Kategorie „Kanonenfutter“ einzuordnen.

Mary-Elizabeth Winstead (Black Christmas, Death Proof) spielt mit Lucy McLane die Filmtochter von Bruce Willis. Dementsprechend ist sie etwas unterfordert und spielt die Rolle so, wie man es erwartet. In dieser Hinsicht sollte man jedenfalls keine Überraschung erwarten.

Der von Cliff Curtis (Sunshine, The Fountain) dargestellte Bowman, ist eigentlich nur ein besserer Hinweis- und Stichwortgeber für Bruce Willis. Doch durch Curtis' Charisma wird dieser Figur etwas Leben eingehaucht und präsentiert sich im späteren Verlauf des Films als interessanter Nebencharakter. Die übrigen Schauspieler sind nicht wirklich eine Erwähnug wert, da deren Figuren nur als Mittel zum Zweck dienen und somit auch schneller „sterben“ als die Polizei erlaubt.

Einzig Kevin Smith will ich hier nochmal hervorheben. Der hauptberufliche Kult-Regisseur und nebenberufliche Comic-Autor gibt den Film ein paar seiner witzigsten Momente. So nimmt er u.a. seine eigene Star-Wars-Leidenschaft auf die Schippe und „zwingt“ Bruce Willis in einer Szene zu einer unbedachten Aussage über genau dieses Thema. Ein sehr schönes Zusammenspiel der Protagonisten und ein nicht ganz unwichtiger Aspekt betreffend der Charakterisierung von John McLane.

Alles in allem wird uns mit Stirb langsam 4.0 einer der besten Actionfilm der letzten Jahren serviert. Und man hat offenbar aus den Fehlern von Stirb langsam – Jetzt erst recht gelernt. Der aktuelle Teil ist wieder wesentlich härter und etwas ernsthafter als sein Vorgänger. Er kann nahtlos an das hohe Niveau der ersten beiden Teile anschließen. Auch nach fast zwei Jahrzehnten macht es immer noch viel Spaß, die flachsigen Sprüche von John McClane zu hören und der wahnwitzigen Action zu folgen. Selbst in Zeiten von 24 oder CGI-Action-Streifen à la Transformers beweißt Willis, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Fazit:

„Yippie-Ya-Yeah Schweinebacke!“

Genauso so muss Stirb langsam sein. Spektakuläre Action gepaart mit fetzigen Dialogen, einen bestens aufgelegten Bruce Willis und einer Orginalität, wie man sie bislang nur vom ersten Teil her kannte. Dieser Film ist absolute Pflicht für alle Action-Fans und solche, die es noch werden wollen.

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